Positionspapier zum Seilbahnprojekt Philippsreut

22.10.21 –

Dem Seilbahnförderprojekt Philippsreut wurde seitens des Philippsreuter Gemeinderates am 22.10.2021 zugestimmt. Nun soll es am 13.12.2021 im Kreistag verhandelt werden.

Hierzu erlauben wir uns vom Bündnis 90/Die Grünen -Ortsverband Wolfsteiner Wald- folgende Anmerkungen:

  1. Unsere grundsätzliche Position zum Tourismus in unserer Region ist: Wir brauchen den Tourismus als wesentlichen Wirtschaftsfaktor, aber er muss umweltverträglich gestaltet sein! Mit Umsetzung des Seilbahnförderprojekts sollen allerdings unseren Informationen zufolge die Almbergbahn abgebaut und seitlich versetzt als 6er Sessellift neu aufgebaut werden. Dafür ist die Rodung von 10.000m² Wald notwendig. Durch die Flächenvergrößerung wird mehr Kunstschnee benötigt, dazu muss der Speichersee um 10.000m³ vergrößert werden. Auch dafür müssen 1.500m² Wald gerodet werden. Kunstschnee verändert die Bodenchemie, es werden immense Wassermengen verbraucht, vom Strombedarf der Schneekanonen ganz zu schweigen.
  1. Die Berechnungen der Wirtschaftlichkeit wurden bezüglich der Auswirkungen des Klimawandels auf Annahmen gestützt. Es wurden weder Vergleichsdaten aus anderen deutschen Mittelgebirgen in die Berechnungen einbezogen, noch wurden aktuelle Modelle zum Klimawandel als Grundlage genutzt. Vielmehr basieren die Berechnungen der Wirtschaftlichkeit in Bezug auf den Klimawandel auf einem „Bauchgefühl“: Die Investitionen sollen sich auf ca. 12,6 Mio. Euro belaufen. Diese sollen sich wohl auf 20 Jahre rentieren. Angenommen wurden hierfür 10.000 zusätzliche Besucher aufgrund der Erneuerungen. Hier das Bauchgefühl des Gutachters:  Erst ab dem 13ten Betriebsjahr gebe es ein „moderates“ Abschmelzen der Besucherzahlen aufgrund von Klimaveränderungen. Die angenommene Zeitlinie von 13 Jahren entbehrt jedweden wissenschaftlichen Betrachtungen. Vielmehr zeigt das Klimadiagramm beispielsweise des Bayerischen Landesamtes für Wasserwirtschaft eine deutliche Erwärmung seit 1971 und prognostiziert diese weiter bis in das Jahr 2050.
  1. Einhergehend mit dem Seilbahnförderprojekt wurde auf eine Herstellung eines Ganzjahresangebotes verwiesen. Hierbei handelt es sich offenbar lediglich um einen Wanderweg, der unseren Informationen nach mit 200.000 Euro zu Buche schlägt. Die „neue“ Almbergbahn wird demzufolge ausschließlich zur Winternutzung gebaut werden und nicht in die Sommernutzung einbezogen.

 

Daher beantragen wir:

  1. Eine Neuberechnung der Wirtschaftlichkeit, basierend auf Vergleichsdaten mindestens eines weiteren deutschen Mittelgebirgsskigebietes und aktuellen offiziellen Klimamodellen.
  2. Ein ökologisches Gutachten bezüglich zu erwartender Auswirkungen der notwendigen Waldrodungen und des beabsichtigten höheren Kunstschneeeintrags.
  3. Die Ausweisung einer Ausgleichsfläche.
  4. Verschiebung des Abstimmungstermins für das Seilbahnförderprojekt Philippsreut, bis die Neuberechnung der Wirtschaftlichkeit und das ökologische Gutachten vorliegen.

Wir werden keinen Ausbau des Wintersports unterstützen, der:

  1. ohne Ausgleich zu Lasten der Natur geschieht,
  2. die potentielle Pro-Kopf-Verschuldung im Landkreis erhöht,
  3. dabei nicht zeitgleich die Sommernutzung ausgebaut wird

und

  1. nicht auf ökonomische und ökologische Vergleichswerte basiert.

Übrigens: Bereits wenige Stunden nach Veröffentlichung eines Artikels über das Seilbahnförderprojekt in der Passauer Neuen Presse (Redaktion Freyung) wurden auf der Social Media Plattform „Facebook“ mehrere Kommentare gepostet, deren Tenor der Wunsch nach einer umfangreichen Sommernutzung war. Zitat: „Davon hätten alle was, die Bürger und die Touristen!“

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