20120215 PNP-LESERFORUM: Windräder im Bayerwald − Ja oder Nein?

15.02.2012

LESERFORUM: Windräder im Bayerwald − Ja oder Nein?

Wer gegen Windräder im Bayerischen Wald ist (das Bild unten zeigt eine Fotomontage mit einer Anlage auf dem Haidel), der ist für das tschechische Atomkraftwerk Temelin (Bild oben) − auf diese − verkürzte − Formel bringen manche PNP-Leser die Diskussion um eine Tabuzone für Windräder im Hochwald.  − Foto: dpa/Fotomontage: ARGE Dreiländereck

 

Unter dem Titel "Gegenwind vom Dreiländereck" hat die PNP am vergangenen Samstag darüber berichtet, dass die Bürgermeister der ARGE Dreiländereck sich gegen Windräder im Hochwald ausgesprochen haben − die Lokalredaktion hat diese Nachricht zum Anlass genommen, Sie, liebe Leser, nach Ihrer Meinung zu diesem kontroversen Thema zu befragen. Folgende Einsendungen gingen bisher bei uns ein:

Andere Landschaft −aber reines Gewissen

  Sehr geehrte Damen und Herren, die Antwort ergibt sich meiner Meinung nach aus der Frage: "Wollen wir weiter Atom-Strom, zum Beispiel aus Temelin, mit den allgemein bekannten Risiken und Folgen, oder wollen wir Strom, zum Beispiel aus Windkraft, mit einer Veränderung des Landschaftsbildes, aber mit einem reinen Gewissen gegenüber nachfolgenden Generationen?" Deshalb: eindeutig Ja für zweite Alternative.

Mit freundlichen Grüßen, Ingeborg Leirich, Waldkirchen.

Temelin muss mit aufs Bild

  Wie würde denn die Fotomontage der ARGE aussehen, wenn Temelin oder andere Kernkraftwerke unbeherrschbar würden? Vielleicht ein einsam flatterndes Transparent über einem rostenden Skilift mit den Worten: "CSU war schon immer gegen Kernkraft, aber die FDP forderte Strom aus Temelin …"

 Im Ernst: Auch die aktuelle Regierungspartei will angesichts gewisser Ereignisse in Japan löblicherweise plötzlich Atomkraft abschaffen. Dass das die Grünen schon seit Jahrzehnten fordern, weiß jeder.

 Wenn – wie in Bayern leider der Fall − aber jahrzehntelang Atomminister Atomenergie mit unseren Steuern gefördert haben, hat auch ein guter Politiker erst mal ein Problem mit der notwendigen Menge von Ersatzenergien.

 Abhilfemöglichkeiten sind neben Energieeinsparung (auch in öffentlichen Gebäuden) die sog. "Erneuerbaren Energien" sinnvoll weiter auszubauen. Neben vielen, vielen innovativen Vor-Ort-Arbeitsplätzen gäb’s da auch noch kostenlos keine Nachfolgerisiken für die nun mal immer wieder nachwachsenden Generationen dazu.

 So. Und wenn wir jetzt vom Dreisessel aus Temelin dampfen sehen können, muss es doch für uns auch möglich sein, dass wir vom (dann) abgeschalteten strahlenden Temelin ein unverseuchendes Windrad am Dreisessel optisch ertragen. Das können wir – wenn wir dann genug weitere hocheffiziente, Energie sparende Maschinen im Betrieb haben − übrigens wieder komplett abbauen und ohne Rückstände "entsorgen"…

 Ich bin für Windräder. Da, wo es nach heutigem Ermessen effektive Energieerträge zu ernten gibt und wo die passende Infrastruktur nutzbar ist. Politikern fällt kein Zacken aus der Krone, wenn sie mal über ihren Schatten springen würden. Wähler sind bei diesem Thema übrigens sehr nachtragend, aufmerksam und denken parteiübergreifend…

Hermann Schoyerer, Schatzmeister Bündnis 90/Grüne FRG-Kreisverband, Aigenstadl-Freyung.

Wo bleibt der Aufschrei?

 Endlich wird in Sachen "Windkraft in der Region" und der Rolle des selbsternannten "Sprechers der Region", Herrn MdL Kobler, Klartext geredet. Wir begrüßen den Artikel und bewundern den Mut von Bürgermeister Walter Bermann, die Dinge endlich beim Namen zu nennen.

 Wir haben genügend Erfahrung mit Windrädern in unmittelbarer Nähe unseres früheren Wohnortes in Rheinland-Pfalz gesammelt, um zu wissen, wie die Akteure und ihre Helfershelfer vorgehen: Einlullen, Tatsachen verdrehen, an das schlechte Gewissen appellieren (die Welt muss gerettet werden/wo ist dein Beitrag? etc.), nur von einem "Mini-Windrad" reden und dann Riesenwindparks erstellen, sobald der Damm gebrochen ist usw.

  Das Ganze wird solange vorangetrieben, bis vollendete Tatsachen bezüglich Ausweisung von Vorzugsflächen und Genehmigungen geschaffen sind und keine Rücksicht mehr auf die unmittelbar Betroffenen genommen werden muss.

 Was wir immer noch nicht begreifen können, ist die offensichtliche Naivität und Gleichgültigkeit der Mehrzahl der unmittelbar Betroffenen in der Region. Wo bleibt die Liebe zu dieser einmaligen Landschaft und das Kämpfen für deren Erhalt? Wo bleibt der "Wutbürger" in dieser Region, der sich nicht länger verdummen lässt? Angeblich kommen sogar Urlauber, um Windkraftanlagen zu besichtigen, die also den Tourismus fördern! Die Urlauber kommen sicher, aber nur noch einmal! Wo bleibt der Aufschrei der Wellness-Hotels in der Region?

 Windkraftanlagen werden nicht mehr abgebaut, wenn sie einmal erstellt sind, es sei denn, dass sie durch größere Anlagen ersetzt werden. Temelin ist 60 Kilometer Luftlinie von Herzogsreut entfernt und wird weiter ausgebaut. Das atomare Risiko für die gesamte Region bleibt also unverändert erhalten bzw. wird durch den weiteren Ausbau noch verstärkt.

 Was also bringt die Windkraft der Region außer der zusätzlichen und unwiderruflichen Verschandelung dieser einmaligen Landschaft und der Heimat? Was bewegt einen "Volksvertreter" wie Herrn MdL Kobler, sich ungefragt zum "Sprecher der Region" aufzuspielen? Machtgier, Arroganz, Profilierungssucht, oder hat er engere Beziehungen zur Windkraftlobby mit entsprechenden persönlichen Vorteilen? Es wird höchste Zeit, solchem Treiben Einhalt zu gebieten! Die im Artikel beschriebenen Positionen und Maßnahmen scheinen die ersten ernsthaften Schritte dabei zu sein.

Edith und Rudolf Franke, Hinterschmiding.

Politik von Kobler ist vorausschauend

  Es ist doch ein herrliches Bild, wenn sich irgendwo eines oder mehrere dieser Windräder drehen. Allein eines dieser Windräder erspart uns den Import von Millionen Liter Heizöl oder Gas. Jeder beklagt sich über die hohen Energiepreise, und viele dieser Windkraftgegner haben daheim weder eine Solarwarmwasseranlage noch Photovoltaik zur Stromerzeugung.

Tatsache ist, dass durch Solarstrom der Strompreis an der Börse zur Mittagszeit schon deutlich gesunken ist. Tatsache ist auch, dass wir uns durch zwei oder drei Windparks mit je drei bis fünf Windrädern dieser Größe tausende von umweltverschandelnden Strommasten durch Deutschland nach Niederbayern sparen können.

 Wind ist eine kostenlose heimische Energie und unsere Regierung wird sich schwer tun, diese zu versteuern. Steuern und Investitionskosten bleiben zum größten Teil in der Region. Strom aus Windrädern gibt’s nicht nur am Tag im Sommer, wie bei Photovoltaikanlagen, sondern auch bei Nacht und Regen und besonders im Winter wenn es richtig stürmt bei uns und kalt ist.

  Auf dieses Bild (eine Fotomontage mit einem Windrad am Haidel, das den Artikel illustriert hat, Anm. d. Red.) müsste eigentlich auch Temelin in Tschechien ein paar Kilometer dahinter als Fotomontage. Auf dieses Pannenatomkraftwerk sind die Tschechen besonders stolz, und haben es aus Prestigegründen auf eine Anhöhe gebaut, obwohl sie das Wasser zur Kühlung viele Kilometer pumpen müssen.

 Die Angriffe auf unseren Abgeordneten Herrn Kobler kann ich nicht nachvollziehen. Ich kenne Herrn Kobler als vorausschauenden und guten Politiker der sich für unsere Probleme auch im Straßenbau einsetzt. Anders als die ehemaligen Bürgermeister dieser Region,

wo mir noch immer der Atombunkerbau in Neureichenau mit enormen Kosten für den Steuerzahler sowie der Abbau der Bahnlinie nach Tschechien in Erinnerung ist. Dadurch hat man uns um eine direkte Verkehrsverbindung nach Prag bzw. Linz und Österreich gebracht.

Karl Edenhofner, Kreisrat Bündnis 90/Die Grünen, Kleinwiesen.

Widerstand zeugt von Weitblick

  Ein Landespolitiker wie MdL Herr Konrad Kobler als bekennender Befürworter von Windkraftanlagen auf den Höhenzügen des Bayerischen Waldes hat offensichtlich noch nicht einmal im Ansatz die wahren Werte unserer traumhaft schönen Heimat realisiert, welche jährlich tausenden von Menschen den Anreiz bieten, in noch weitgehend unmanipulierter Natur ihren Urlaub zu verbringen. Zitat: "Es darf nicht mehr abträglich sein, wenn hunderttausende silbergraue/abgestorbene Baumstämme durch einige hundert Windräder ,garniert‘ werden." (Quelle: PNP vom 30.04.2011).

  Die leider unübersehbaren Narben der Attacken von Borkenkäfer und Kyrill auf den Gipfeln unseres Grenzgebirges werden in überschaubarer Zeit wieder verheilt sein, ein alles überragender Windkraftwahnsinn würde jedoch das bittere Erbe bedeuten für Generationen, die sich der Willkür profitorientierter Investoren mit politischer Rückendeckung ausgeliefert sehen. Nach den Zielen des Bayerischen Staatsministeriums soll bis zum Jahr 2021 die heimische Windenergie 6 bis 10 % (derzeit: rd. 0,6 %) des Stromverbrauchs Bayerns decken.

 Haben unsere Verantwortlichen der Politik eigentlich schon einmal darüber nachgedacht ob Investitionen in sinnvoll geförderte Maßnahmen zur Einsparung dieses Anteils an Energie nicht wesentlich effizienter platziert wären als kostspielig subventionierte Energieformen wie Windkraft und Photovoltaik deren Rechnung diejenigen unserer Mitbürger zu begleichen haben, die nicht über das nötige Kapital für eigene Investitionen in diese gewinnträchtigen Energieformen verfügen? Der Widerstand von Vertretern heimischer Gemeinden und der angrenzenden Nachbarländer unterstreicht unmissverständlich den Weitblick eines Menschenschlags, dessen Intellekt leider allzu oft komplett verkannt wird.

Kurt Wachtveitl, Kellberg.

Mit Karacho zurück in die Steinzeit

 Seit Frau Merkel die Energiewende vorantreibt wird alles getan, um dieselbe zu verhindern.

  Die Einspeisevergütung für Biogasanlagen wurde um 20 Prozent reduziert, die Vergütung für Photovoltaik-Anlagen wurde um 15 % gekürzt, das Energieeinspeisegesetz, welches die Stromversorger dazu verpflichtet Strom überall unter Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit ins Netz einzuspeisen, wurde dadurch untergraben, dass Anlagen über 30 Kilowatt-Leistung jetzt vom Stromversorger automatisch vom Netz genommen werden können.

 Sicherlich steckt die Atomlobby dahinter, nur sollte die Politik soviel Ehrlichkeit besitzen und auch kleine Landtagsabgeordnete im Bayerischen Wald über die tatsächlichen Ziele ihrer Politik informieren, oder ist es vielleicht gewollt, einen engagierten Mann wie Konrad Kobler ins Messer laufen zu lassen?

 Also: Windkraft auf dem Dreisessel auf jeden Fall, wo denn sonst in unserem dicht besiedelten Land!

Dass wieder einmal unsere Kommunalpolitiker dagegen sind, wundert mich nicht, denn sie sind ja auch dafür verantwortlich, dass unser gesamter Landkreis Naturpark und damit Landschaftsschutzgebiet geworden ist. Mit Karacho zurück in die Steinzeit und wir, die Zurückgebliebenen, werden zu bemitleidenswerten Eingeborenen, die der gestresste, aber gutverdienende Münchner bei einer mitgebrachten Brotzeit bewundern kann.

  Das Zukunftsgutachten, über das alle − auch unsere Bürgermeister − sich so aufregten, ist das Ergebnis von deren Politik, die unseren Landkreis zur Ausgleichsfläche für den Wirtschaftsstandort München gemacht hat und uns den Weg zu Wirtschaftsförderungen verbaut, denn ein Naturpark braucht keine Industrie.

 Deshalb gilt: Windkraft und generell die Stromerzeugung in unserer Region muss gefördert werden, um Investitionen und Arbeitsplätze zu schaffen und damit die Einnahmen der Gemeinde zu steigern, solange das Energieeinspeisegesetz noch ein wenig Gültigkeit hat.

Siegfried Jäger, Landwirt, Klafferstraß.

Strom kann man auch anders gewinnen

  Wenn ich vom Urlaub zurückkommend von Hundsdorf aus in Richtung Hauzenberg − meine Heimat − blicke, kommt schon mal der Gedanke auf, warum fahre ich eigentlich fort, bei uns ist es ja eh so schön. Wenn ich mir aber vorstelle, dass auf den Höhenrücken, die Hauzenberg malerisch umrahmen, mich schon von weitem sich drehende, monströse Windräder begrüßen würden, könnte ich nicht mehr sagen: "I bin da Poldi, und do bin I dahoam".

 Quellen erneuerbarer Energie sind notwendig. Es gibt viele Varianten davon und Niederbayern ist darin führend. Auf Energie aus Windrädern im Bayerischen Wald sollte man jedoch verzichten. Diese Megawattstunden Strom kann man auch anderweitig gewinnen. Nachteile, die sich auf das Landschaftsbild, den Tourismus, den Naturschutz, die Lebensqualität, die Gesundheit etc. beziehen, wären damit vom Tisch.

 Ich hoffe, die Mehrheit der Bürger sieht das auch so und macht sich bemerkbar.

Leopold Schramm, Hauzenberg.

Anblick ist ungewohnt− aber auch ästhetisch

  Windräder in unserer Region − ich kann nur sagen: Ja, bitte! Windenergie ist sauber, im nötigen Abstand zur Wohnbebauung leise und zwar ungewohnt, aber doch ästhetisch.

 Wenn ein Windrad umfällt oder brennt, ist der Schaden nur im Umfeld von rund 100 Metern und hinterlässt kein radioaktives Desaster. Windenergie verhindert den Weiterbau von Temelin!

Dr. Götz Erhard, Wegscheid.

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