Modernisierung Mitterdorf im Mittelpunkt

Zweckverband und Grüne im „konstruktiven Gespräch“– Ziel: 100 000 Gäste im Sommer- und Winterbetrieb zusammen

04.03.24 –

FRG. Die Modernisierung mit Ganzjahresbetrieb in Mitterdorf bewegt seit über zwei Jahren politische Entscheider und auch die Gemüter im Landkreis. Zu den kritischen Beobachtern gehören vor allem die regionalen Grünen um MdL und Kreisrat Toni Schuberl. Nun trafen sich der Zweckverband Wintersportzentrum Mitterdorf und Grüne zum Gespräch im Landratsamt und zu einem fachlichen und sachlichen Austausch „in konstruktiver Atmosphäre“, wie es in einer Mitteilung heißt. Zum Hintergrund: Der Zweckverband Wintersportzentrum Mitterfirmiansreut-Philippsreut plant – wie mehrfach berichtet – in Mitterfirmiansreut die Modernisierung der Wintersportanlagen sowie die Schaffung eines Sommerangebots. Zu diesem Zweck wurde im Rahmen des Förderprogramms „Richtlinien zur Förderung von Seilbahnen und Nebenanlagen in kleinen Skigebieten“ ein Antrag auf finanzielle Unterstützung durch den Freistaat Bayern gestellt und per Bescheid vom 21. Dezember 2021 zugesagt. Der Zweckverband Wintersportzentrum Mitterfirmiansreut-Philippsreut hat zwei Mitglieder: den Landkreis Freyung-Grafenau und die Gemeinde Philippsreut. Verbandsvorsitzender ist immer der jeweils amtierende Landrat des Landkreises Freyung-Grafenau (aktuell Sebastian Gruber). Stellvertretender Verbandsvorsitzender ist immer der Bürgermeister der Gemeinde Philippsreut (aktuell Helmut Knaus).

 

„Gibt es ein Worst-Case-Szenario?“


Auf Bitte der Kreistagsfraktion der Grünen hat Landrat Sebastian Gruber nun zu einem fachlichen Austausch ans Landratsamt eingeladen, um das Thema „Modernisierung und Weiterentwicklung Mitterdorf“ gemeinsam zu besprechen. Neben Landrat Sebastian Gruber und Bürgermeister Helmut Knaus waren Zweckverbandsgeschäftsführer Bernhard Hain und dertechnische Planer Christian Weiler als fachliche Ansprechpartner dabei. Die vierköpfige Kreistagsfraktion der Grünen hat vollzählig am Gespräch teilgenommen: Mit dem Landtagsabgeordneten und Fraktionssprecher Toni Schuberl an der Spitze sowie den drei Kreisrätinnen Uli Bogner, Antje Laux und Sandra Prent. Forstbetriebsleiterin Gudula Lermer (Bayerische Staatsforsten) hat die Runde als wichtige Ansprechpartnerin bereichert, da die Bayerischen Staatsforsten der größte Grundstücksbesitzer sind. Hinzu kommen übrigens auch mehrere private Besitzer.

Die grundsätzlichen Standpunkte zum Projekt in Mitterdorf wurden im Lauf der vergangenen über zwei Jahre schon mehrfach kommuniziert und verdeutlicht, sowohl durch den Zweckverband als auch durch die Kreistagsfraktion der Grünen (PNP berichtete). „Durch das Gespräch hat sich daran auch nichts Wesentliches geändert“, heißt es in der Mitteilung. Und weiter: „Trotzdem konnte das Thema Mitterdorf auf einer vernünftigen Ebene konstruktiv besprochen werden. Der offene Austausch stand im Vordergrund, um eine gemeinsame Basis zu schaffen sowie mögliche Vorbehalte auszuräumen und offene Fragen zu beantworten.“ Die gesamte Runde sei sich demnach einig gewesen, dass Tourismus gerade wirtschaftlich ein wichtiges Zugpferd der Region Freyung-Grafenau sei. Aber nicht nur der touristische Mehrwert wurde thematisiert, sondern genauso der Wert für die Lebensqualität der einheimischen Bevölkerung.
Gerade durch ein wohnortnahes Sport- und Freizeitangebot entfallen weite Anfahrtswege. Planer Christian Weiler erläuterte in der Runde eingangs die Fakten zum Projekt: Gerade die Zielgruppenorientierung soll bei der Realisierung im Vordergrund stehen, um besonders Familien, Senioren und Menschen mit Handicap ein attraktives Ganzjahresangebot zu bieten. „Aber was ist, wenn die Klimaüberhitzung schneller voranschreitet, als von ihnen vorgesehen, wenn also der aktuelle Trend so weitergeht und dieser warme Winter der kälteste der nächsten Jahrzehnte war? Gibt es so etwas wie ein Worst-Case- Szenario“, fragte MdL Toni Schuberl.

 

Gäste-Zahlen bewusst unter den Spitzenjahren angesetzt


Bernhard Hain und Christian Weiler erläuterten, dass die Besucherzahlen und die Wirtschaftlichkeitsberechnung sehr konservativ angesetzt wurden. Sprich: Es wurde bei den Zahlen bewusst unter die aktuellen Spitzenjahre gegangen. Aktuell besuchen das Skigebiet rund 100000 Gäste – allerdings ausschließlich zum Skifahren in den Wintermonaten. „Wir rechnen nach der Umsetzung des Projekts mit 100000 Gästen im Ganzjahresbetrieb, also Winter- und Sommerbetrieb zusammengerechnet“, sagte Christian Weiler. Toni Schuberl blieb hierzu skeptisch. „Entscheidend wird sein, wie viele Gäste im Sommer kommen“, erläuterte Landrat Sebastian Gruber. „Wir haben bereits berücksichtigt, dass die Zahlen der Wintergäste ab 2033 rückläufig werden könnten. Aufgrund des attraktiven Sommerangebots wird das Komplettpaket aus Winter- und Sommerbetrieb wirtschaftlich sein.“ Toni Schuberl verdeutlichte: „Wir sind nicht gegen das Skigebiet, wir sind angesichts der klimatischen Veränderungen bei den Prognosen aber deutlich vorsichtiger und zurückhaltender. Ich hoffe, dass wir mit unserer Prognose nicht recht behalten und sich die 23 Millionen am Ende lohnen“. Dass Gastronomie und Hotellerie ein wichtiges Rückgrat für die Regionsind, gerade mit Blick auf Tourismus und Wirtschaft, und von einem Ganzjahresbetrieb ganz besonders profitieren könnten, darin sei man sich einig gewesen, hieß es in der abgestimmten Pressemitteilung.

Besonders die Gemeinde Philippsreut sei auf einen gut laufenden Tourismus mit möglichst vielen Übernachtungen angewiesen, so Bürgermeister Helmut Knaus. Schließlich sei der Kurbeitrag eine wesentliche Einnahmequelle. Neben der Gemeinde sind auch die Bayerischen Staatsforsten ein wichtiger Partner, gerade wenn es darum geht, naturschonende attraktive Angebote zu schaffen. In dem Zusammenhang wurde auch die Verkehrssicherungspflicht angesprochen. „Hier werden alle Anforderungen erfüllt“, so Planer Christian Weiler.


Hotellerie und Gastro wichtiges „Rückgrat“


Forstbetriebsleiterin Gudula Lermer zeigte sich in jedem Fall angetan vom geplanten Erlebniswanderweg. „Der passt gut in die Gegend und in den Verantwortungsbereich der Staatsforsten“, sagte Lermer. Antje Laux regte an, man könne auch kulturelle Angebote anbieten. „Vielleicht auch in
Verbindung mit Kinderangeboten wie künstlerisches Bauen“, so Laux. Auch wäre es wünschenswert, wenn durch das Projekt weitere gastronomische
Angebote vor Ort entstünden. Alle Teilnehmenden vertraten die Meinung, dass man den Almberg nicht zu einem Partyberg machen wolle. „Die
Umsetzung des Projekts erfolgt jederzeit seriös und umsichtig mit Blick auf die Natur“, sagte Bernhard Hain. Nach dem offenen Austausch waren sich die Kreistagsmitglieder der Grünen und Landrat Sebastian Gruber laut Mitteilung einig: Auch wenn es wichtig ist, die eigenen Standpunkte zu vertreten, ist es notwendig und zielführend, miteinander ins Gespräch zu kommen und im Gespräch zu bleiben. „Der Austausch war eine gute Basis. Wir werden das Projekt weiter skeptisch aber konstruktiv begleiten“, so MdL Toni Schuberl. Landrat Sebastian Gruber: „Das war ein gutes Gespräch in konstruktiver Atmosphäre. Trotz unterschiedlicher Standpunkte eint uns, das Beste für die Region erreichen zu wollen.“
 

Quelle: Passauer Neue Presse vom 01.03.2024

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